Donnerstag, 28. Dezember 2006

Gibt es ein Leben nach der Geburt

Es geschah, dass in einem Schoß Zwillingsbrüder empfangen wurden. Die Wochen vergingen, und die Knaben wuchsen heran. In dem Maß, in dem ihr Bewusstsein wuchs, stieg die Freude: "Sag, ist es nicht großartig, dass wir empfangen wurden? Ist es nicht wunderbar, dass wir leben?"

Die Zwillinge begannen, ihre Welt zu entdecken. Als sie aber die Schnur fanden, die sie mit ihrer Mutter verband und die ihnen die Nahrung gab, da sangen sie vor Freude: "Wie groß ist die Liebe unserer Mutter, dass sie ihr eigenes Leben mit uns teilt!"

Als die Wochen vergingen und schließlich zu Monaten wurden, merkten sie plötzlich, wie sehr sie sich verändert hatten. "Was soll das heißen?" fragte der
eine. "Das heißt", antwortete der andere, "dass unser Aufenthalt in dieser Welt bald seinem Ende zugeht". "Aber ich will gar nicht gehen", erwiderte der eine, "ich möchte für immer hier bleiben." "Wir haben keine andere Wahl" entgegnete der andere, "aber vielleicht gibt es ein Leben nach der Geburt".

"Wie könnte dies sein?" fragte zweifelnd der erste, "wir werden unsere Nabel- und Lebensschnur verlieren und wie sollten wir ohne sie leben können? Und außerdem haben andere vor uns diesen Schoß hier verlassen, und niemand von ihnen ist zurückgekommen und hat uns gesagt, dass es ein Leben nach der Geburt gibt. Nein, die Geburt ist das Ende!"

So fiel der eine von ihnen in tiefen Kummer und sagte: "Wenn die Empfängnis mit der Geburt endet", welchen Sinn hat dann das Leben im Schoß? Es ist sinnlos. Womöglich gibt es gar keine Mutter hinter allem." "Aber sie muss doch existieren", protestierte der andere, "wie sollten wir sonst hierher gekommen sein? Und wie könnten wir am Leben bleiben?" - "Hast du je unsere Mutter gesehen?", fragte der eine. "Womöglich lebt sie nur in unserer Vorstellung. Wir haben sie erdacht, weit wir dadurch unser Leben besser verstehen können."

Und so waren die letzten Tage im Schoß der Mutter gefüllt mit vielen Fragen und großer Angst. Schließlich kam der Moment der Geburt. Als die Zwillinge ihre Welt verlassen hatten, öffneten sie ihre Augen. Sie schrieen: Was sie sahen, übertraf ihre kühnsten Träume.

Autor unbekannt

Mittwoch, 27. Dezember 2006

Wild at Heart

„Frage dich nicht, was die Welt braucht.
Frage dich lieber, was dich lebendig macht, und dann geh hin und tue das Entsprechende.
Denn die Welt braucht nichts so sehr wie Männer, die lebendig geworden sind.”

(Zitat:Eldredge, John - Der ungezähmte Mann )

„Projekt Menschheit“ wird zur Chefsache

Wieder einmal standen die Engel im Gespräch beisammen. Und wieder machte sich Hoffnungslosigkeit auf ihren Gesichtern breit. Wie oft hatten sie doch in letzter Zeit diskutiert, ihr Gehirn angestrengt, nachgedacht und sich ausgetauscht – aber das „Projekt Menschheit" war und blieb hoffnungslos. Mancher aus der Schar hatte sich schon deprimiert aus der Gemeinschaft zurückgezogen. Es hatte ja doch alles keinen Zweck… Andere rieten zu heftigen Gegenmaßnahmen: Eine Sintflut – so hatte der Chef versprochen – würde es nie wieder geben. Aber dafür gab es wohl noch andere Mittel, um diese verstockten Menschen zur Vernunft zu bringen. Und überhaupt, was bildeten die sich wohl ein, ohne den Allmächtigen ihr Leben gestalten und einrichten zu wollen. Dabei ging es ja schon sehr lange wirklich schief - in allen Bereichen.

Ein Kind als Antwort

Auf einmal sahen sie Gabriel von der wöchentlichen Lagebesprechung bei Gott zurückkommen. Er sah so anders aus. Fast, als ob er ziemlich durcheinander sei. „Was ist denn los mit dir?", fragten ihn seine Kollegen. Da brach es – leise und zitternd – aus ihm heraus: „Die Antwort ist ein Kind! Er will ihnen ein Baby schicken!" Und dann ging er mit leisen Schritten von ihnen weg. Er musste wohl mit dieser ungeheuren Nachricht erst einmal selbst fertig werden…

Sünde = "Zielverfehlung"

Der Mensch hat sein eigentliches Ziel verfehlt, das Gott ihm gegeben hatte. In den ersten Kapiteln der Bibel wird berichtet, wie die Sünde in diese Welt gekommen ist (1. Mose 1-3). Der Mensch hat sich gegen Gott aufgelehnt. Anstatt zu tun, was Gott ihm gesagt hat, tat er, was die Schlange ihm sagte. Und die Folgen davon spürte er recht bald. Die enge Gemeinschaft mit Gott war zerstört. Der Mensch wollte sein Leben selbst in die Hand nehmen, und jetzt musste er die

Sünde – ein altmodischer Begriff?

Die Begebenheit ist natürlich ausgedacht, aber es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten der Schöpfer im Grunde hatte, als es mit seinen Geschöpfen aus dem Ruder lief. Einfach bestrafen, vernichten, die Erde von ihnen reinigen? Das hatte nach der Sintflut auch nicht funktioniert. Menschen scheinen auf Druck, harte Gesetze und Strafandrohungen trotzdem nicht ihren Lebensstil zu verändern. Anders ausgedrückt: Sie können´s einfach nicht lassen. (siehe Kasten rechts)

Nicht verwöhnt

Da hatte Gott eine wirklich durchschlagende Idee: Er selbst würde in der Gestalt eines Menschen, als kleines, hilfloses und schutzbedürftiges Baby auf die Erde kommen, um den Menschen in ihrer Sprache von der Allmacht und Liebe Gottes zu erzählen. Das Kind würde nicht in einer reichen Königfamilie geboren werden. Dieses Baby würde nicht auf Rosen gebettet sein, sondern in einer armen Familie aufwachsen. Es würde nicht – von Bodyguards begleitet – zur Schule oder zum Shoppen gehen, sondern den bodenständigen Beruf eines Zimmermanns erlernen und früh Verantwortung für die Familie übernehmen.

Josefs Augen


„Psst, leise", flüstert Maria sich selbst zu. Sie schiebt die alte Holztür auf, die die Stallhöhle nur halb verschließt. Es ist schwer für sie. Sie ist noch so jung und zart und das Kind erst wenige Stunden alt. Maria hat kaum Ruhe gefunden nach der Geburt. Der „Kreißsaal" ist ungemütlich und die Hirten waren die seltsamsten Besucher, die man sich denken kann: Laut und verlegen, stinkend nach Schaf und zart vor Ehrfurcht gegenüber dem Kind und seiner noch all zu jungen Mutter. Josef, ihr Josef, halb geliebt und halb gefürchtet, hatte es mit seinen Brummlauten und Gebärden vermocht, die scheue Begeisterung der Hirten zu lenken und schließlich verschwanden sie wieder im lauten Dunkel dieser besonderen Nacht.

Maria, war sich ihrer Gefühle für Josef noch immer nicht sicher. Aber als er vorhin auch den letzten Hirten freundlich, aber bestimmt hinausgeschoben und die Tür hinter ihm endlich geschlossen hatte, schaute die junge Maria ihren alten Josef dankbar und liebevoll aus ihren müden Mädchenaugen an. Er hatte gute Augen. Diese Augen liebte sie wirklich. Die Augen von Maria und Josef waren ihre größte Gemeinsamkeit: Groß und dunkel, suchend und wissend, warm und liebevoll.

Ansonsten waren die beiden sehr verschieden. Der Mann, schon reif an Jahren, bedächtig und genau, zurückgezogen und nach innen lauschend, weil Töne sein Ohr nicht durchdrangen. Dagegen das Mädchen, eben herangereift, lebens-, gar liebeshungrig, voll Lust auf Menschen und Erleben, mit fröhlichen Liedern und offen für alles, was lebendig war.

Aber was zählen solche Unterschiede, wenn es darum geht, die Zukunft eines Mädchens und den Stammbaum einer Familie zu sichern? Marias Familie ist arm, sie muss versorgt werden und eine große Mitgift war nicht drin. Josef aber ist durchaus angesehen: Ein Zimmermann! Das Geschäft läuft. Aber Josef ist – „taubstumm", „behindert". Manche sagen noch ganz andere Worte – dabei ist es so einfach und eindeutig:



Josef ist gehörlos.


Für ihn ist das kein Problem – für andere schon. Und Maria wurde nicht gefragt, ob sie das stören könnte oder nicht. Maria wurde einfach mit ihm verheiratet. So war das eben. Mit zwölf wird ein Mädchen religionsmündig und also heiratsfähig und Marias Familie war sehr froh, dass sich dieser erfolgreiche Zimmermann für die junge
Maria interessierte. Er wollte keine große Mitgift – er wollte Maria.

Stumm folgten seine dunklen Augen der Heranwachsenden schon lange. Er wusste: Sie wird die Gebärden lernen und sich auf seine Sprache einlassen. Aber danach fragen konnte er sie nicht. Der Heiratsvermittler klärte das Anliegen mit Marias Eltern und die waren froh über die gute Gelegenheit. Josef begegnet der jungen Maria mit großer Ehrfurcht. Er hält gebührend Abstand, nur mit seinen Augen umfängt er sie. Wie es sich gehört, will er seine Maria als Jungfrau zur Vermählung führen.

Und dann der Schock, als er bemerkt, dass seine jungfräuliche Braut zur schwangeren Frau geworden ist. Noch dunkler werden seine Augen, voll Traurigkeit diesmal. Doch da liebt er das zarte Wesen schon so sehr, dass er bereit ist, alles für sie aufzugeben. Er wird die Zimmermannswerkstatt verlassen und sich unerkannt als Geselle auf die Reise begeben. Sie werden ihn, ausgerechnet ihn, für einen Gewalttäter halten. Sie werden ihn verfluchen, weil er das arme Kind geschändet hat und sie werden Maria bedauern – und sie verschonen. Denn wenn er bekannt machen würde, dass er nicht der Vater ist – dann würden sie seine geliebte Maria steinigen. So will Josef die Schande und die Flucht wählen – aber er will keinesfalls der Vater für ein fremdes Kind sein!

Doch dann dieser seltsame Bote in der Nacht. Wer gehörlos ist, ist misstrauisch. Gibt es wirklich Engel? Und wenn schon: Können Engel gebärden? Und wenn schon: Haben Engel-Gebärden die gleiche Bedeutung? Als der Bote verschwunden ist und die Nacht ihn wieder umhüllt, liegt Josef noch lange wach und immer wieder sieht er die Botschaft des Engels vor Augen.

Doch mit dem Anbruch des neuen Tages und den ersten Sonnenstrahlen, die sein Zimmer erhellen, wird es auch hell in Josefs Seele. Er schenkt dem Boten Gottes und seiner Maria neues Vertrauen. Er will es wahrhaben, dass sie treu ist und dass Gott endlich handelt, um das Leben seines Volkes Israel zu verändern. Er hofft auf Veränderung auch für sein Leben und gern will er seinen Teil dazu beitragen, auch wenn er sich dies anders gedacht hat und das alles völlig unglaublich erscheint. Er würde sein Wissen und Hoffen gern mit Maria teilen, aber noch versteht sie ihn nicht.

Sie heiraten schneller als geplant. Doch Josef berührt seine junge Frau nicht. Sie teilen das Geheimnis, ohne sich mitteilen zu können. Doch in ihren Augen lesen sie Verwunderung, Verstehen, stille Gemeinschaft. Und dann müssen sie gemeinsam nach Bethlehem und Maria ist dankbar für Josefs Umsicht und Fürsorge, auch wenn am Ende nur der Stall bleibt.


Doch vor seiner Stimme, den Tönen, die aus seinem ungeübten Mund kommen, vor seiner Stimme hat Maria immer noch Angst. Es ist ihr fremd. Sie kennt ihn noch zu wenig und ihre Augen können aus seinen schnellen Gebärden noch keine Worte und Sätze lesen. Alles geht ein wenig zu schnell: Eben war sie noch Kind, dann das Eheversprechen mit dem ihr fremden, deutlich älteren, gehörlosen Mann. Die Begegnung mit dem Boten Gottes und die völlig unerklärliche Schwangerschaft. Die Entfremdung von Josef und gleich darauf seine Rückkehr. Die schnelle Hochzeit und die zarte Distanz des gehörlosen Ehemanns. Die Reise nach Bethlehem und schließlich die Geburt in der Höhle nahe der Stadt...

Und nun steht Maria, noch schwach, an der Tür. Ihre dunklen Augen suchen das Hell der Sterne und freuen sich am Leuchten dieses einen, besonderen Sterns. Ihr Herz betet, wie so oft in den zurückliegenden Wochen. Sie dankt für den Stern und das besondere Kind, das ihr geschenkt wurde und das sie der Welt schenken muss. Sie dankt für die stinkenden, ehrfürchtigen Hirten. Sie dankt für ihren gehörlosen Josef und seine großen, dunklen, liebevollen Augen.

Ein Schwätzer würde ihr nicht helfen. Sie weiß, dass Josef sie und ihr Geheimnis versteht – und sie weißt jetzt, dass sie seine Gebärden lernen wird und beginnt, ihn zu verstehen. Sie schaut auf den schlafenden Josef und das schlafende Kind: Geboren, um zu verstehen, zu versöhnen und zu verändern. Geboren, um uns den Weg ins Leben zu zeigen.

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Liebe Grüße
Walter Bechthold
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Walter Bechthold
Im Kiss 19
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»Hallo, frohe Weihnachten!«

Von Alexander Lang

(jesus.de / epd) - «Hallo!» war das erste Wort der Radiogeschichte. Morsefunker auf Schiffen vor der Küste Neuenglands trauten ihren Ohren nicht, als sich in der Weihnachtsnacht des Jahres 1906 unter das Piep-Piep ihres Morsefunkverkehrs eine schwache menschliche Stimme mischte. Als dann ein Weihnachtslied angestimmt wurde und Geigentöne erklangen, zweifelten viele der Seeleute an ihrem Geisteszustand: Was war das, was da aus dem Äther kam? Reginald Aubrey Fessenden (1866-1932), ein kanadischer Erfinder, der seit Jahren an der drahtlosen Übertragung von Sprache über Radiowellen forschte, lüftete das weihnachtliche Geheimnis.

Mit einem von ihm entwickelten Kurzwellengenerator strahlte er in Brant Rock bei Boston im US-Bundesstaat Massachusetts die weltweit erste Radiosendung aus: ein viertelstündiges Programm mit Ansprache, Bibellesung und Musik.
Der Sohn eines anglikanischen Pfarrers aus East Bolton im kanadischen Bundesstaat Quebec begann als Mitarbeiter des Wetterdienstes des US-Landwirtschaftsministeriums mit Sprechfunk über Radiowellen zu experimentieren. Gemeinsam mit zwei Geschäftspartnern gründete er eine Firma mit dem Ziel, eine drahtlose Kommunikation über den Atlantik zu entwickeln. Die «National Electric Signalling Company» baute dafür Funkanlagen in Brant Rock und Machrihanish in Schottland. Unter seinen Forscherkollegen und in der Presse erntete der Funktechniker Fessenden mit seiner These, auch Sprache könne über elektromagnetische Wellen gesendet werden, viel Spott.

Bereits sechs Jahre vor seiner Weihnachtssendung, am 23. Dezember 1900, gelang ihm die erste drahtlose Sprachübertragung über eine kurze Distanz. Heute gilt Fessenden vielen Radiohistorikern und Amateurfunkern als verkanntes Genie.
Drei Tage vor Heiligabend 1906 kündigte Fessenden seine Sendung über Morseverkehr für Schiffe der US-Marine und des Handelsunternehmens United Fruit Company an. Diese waren mit von ihm entwickelten Empfangsanlagen ausgestattet worden. Die erste Radiosendung durch Amplitudenmodulation war nur dazu gedacht, die Leistungsfähigkeit seiner technischen Entwicklungen zu demonstrieren. Die «Masse» wollte er nicht unterhalten, schrieb er kurz vor seinem Tod in einem Brief. Darin erläutert der erste Radiomacher auch sein Weihnachtsprogramm: «Zuerst hielt ich eine kurze Ansprache, in der ich sagte, was wir tun wollten.» Danach spielte Fessenden Händels «Largo» auf einem Phonographen und intonierte auf seiner Geige das Weihnachtslied «Oh, Holy Night». Gleichzeitig sang er eine Strophe mit, «obwohl der Gesang natürlich nicht gut war», wie er ironisch anmerkt. Anschließend las Fessenden eine Passage aus der biblischen Weihnachtsgeschichte.

Die Sendung schloss mit Wünschen für eine gesegnete Weihnacht und dem Hinweis, dass die Sendung am Neujahrsabend 1906 wiederholt werden sollte. Rückmeldung erhielt Fessenden nicht nur von Schiffsleuten, sondern auch aus Norfolk im US-Bundesstaat Virginia. Nach der Silvestersendung schickten Hörer von den Westindischen Inseln in der Karibik Briefe nach Brant Rock.
Seine Entdeckung brachte dem Tüftler keinen Reichtum ein. Er entwickelte weitere bahnbrechende Erfindungen, wie das Tiefensonar, mit dem Schiffe die Meerestiefe ausloten können. Nach langjährigen Patentstreitigkeiten, unter anderem mit seinen früheren Geschäftspartnern wegen der neuen Radiotechnologie, zog sich Fessenden auf die Bermuda-Inseln zurück, wo er auch starb.

In jüngster Zeit zweifeln einige Historiker die Echtheit der weihnachtlichen Rundfunkübertragung an. Dafür gebe es kaum stichhaltige Beweise, argumentieren sie. Dennoch halten Radio-Enthusiasten weltweit ihrem Idol «Reggie» die Treue. In Fessendens Küstenfunkstelle Brant Rock wollen Hobbyfunker an Heiligabend auf Sendung gehen. Das Programm ist streng historisch:
Eine Ansprache, Bibellesung und Musik. Und es beginnt mit dem ersten Wort im Radio: «Hallo!».

Dienstag, 26. Dezember 2006

Der Brückenbauer

Du hast einen schönen Beruf,

sagte das Kind zum alten Brückenbauer,
es muss schwer sein, Brücken zu bauen.

Wenn man es gelernt hat, ist es leicht, sagte der alte Brückenbauer,
es ist leicht, Brücken aus Beton und Stahl zu bauen.
Die anderen Brücken sind sehr viel schwieriger, sagte er,
die baue ich in meinem Träumen.

Welche anderen Brücken? fragte das Kind.

Der alte Brückenbauer sah das Kind nachdenklich an.
Er wusste nicht, ob es verstehen würde.
Dann sagte er:
Ich möchte eine Brücke bauen von der Gegenwart in die Zukunft.
Ich möchte eine Brücke bauen von einem zum anderen Menschen,
von der Dunkelheit in das Licht,
von der Traurigkeit zur Freude.
ich möchte eine Brücke bauen von der Zeit zur Ewigkeit
über alles Vergängliche hinweg.

Das Kind hatte aufmerksam zugehört.
Es hatte nicht alles verstanden, spürte aber,
dass der alte Brückenbauer traurig war.
Weil es ihm eine Freude machen wollte, sagte das Kind:
Ich schenke Dir meine Brücke.

Und das Kind malte für den Brückenbauer
einen bunten Regenbogen.